Am 11. Juni 2024 hat die Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) ihren jährlichen Bericht veröffentlicht. Dieser bietet einen Überblick über die Drogensituation in Europa. Wie bereits im Vorjahr sei demnach die Verfügbarkeit bei allen Arten von (illegalen) Substanzen weiterhin hoch, heißt es seitens der EMCDDA. Zudem sei auch die Vielfalt der Drogen gestiegen.
Cannabis ist nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge in der Europäischen Union, wobei die Prävalenz des Konsums etwa fünfmal so hoch ist wie bei Kokain, jener Substanz mit dem zweithäufigsten Konsum. Schätzungen zufolge haben etwa 8 % (22,8 Millionen) der europäischen Erwachsenen (15–64 Jahre) im letzten Jahr Cannabis konsumiert. Die Bewertung des Risikos einer Schädigung im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum werde laut Bericht „durch die zunehmende Palette [… ] zur Verfügung stehender Produkte auf Cannabisbasis erschwert.“ Dazu zählen u.a. so genannte „Edibles“, also essbare Cannabisprodukte sowie generell Produkte mit hoher Wirkstärke oder Produkte, die auf dem illegalen Markt als Cannabis verkauft werden, jedoch mit potenten synthetischen Cannabinoiden versetzt sind. Daher zeigt man sich seitens der EMCDDA besorgt über die steigende Verfügbarkeit, die auch mit akuten Vergiftungsfällen in den Notaufnahmen von Krankenhäusern in Verbindung gebracht werden.
Kokain ist mit einer Prävalenzrate von 1,4 % (4 Mio.) nach Cannabis die am zweithäufigsten konsumierte illegale Droge in Europa. Im Jahr 2022 wurden in den EU-Mitgliedstaaten zum sechsten Mal in Folge eine neue Rekordmenge an Kokain (323 Tonnen) sichergestellt. Die Zahl der Sicherstellungen in Europa übersteigt laut EMCDDA inzwischen die der Sicherstellungen in den Vereinigten Staaten, einem Land, das traditionell als einer der größten Märkte für diese Droge gilt. Besonders besorgniserregend sei dem Bericht zufolge die Tatsache, dass in einigen Ländern der Kokainkonsum in stärker marginalisierten Gruppen offenbar zunehme: „Dies steht im Gegensatz zu der öffentlichen Wahrnehmung, wonach die Droge eher von sozial integrierten und finanziell gut situierten Menschen konsumiert wird. Sowohl das Rauchen von Kokain als auch der injizierende Kokainkonsum sind mit größeren Gesundheitsproblemen verbunden als das Sniffen, und es ist daher besorgniserregend, dass der injizierende Kokainkonsum und der Konsum von Crack Berichten zufolge in einer Reihe von Ländern zunehmen.“
Bei 74 % der tödlichen Überdosierungen wurden Opioide nachgewiesen. Damit sind Opioide nach wie vor die am häufigsten an Todesfällen beteiligte Substanzgruppe, aber sie werden laut EMCDDA häufig in Kombination mit anderen Substanzen gefunden, was deutlich macht, dass der polyvalente Drogenkonsum eine wichtige Ursache für drogenbedingte Schäden in Europa ist. Benzodiazepine, Alkohol oder Kokain werden beispielsweise in den verfügbaren toxikologischen Daten häufig zusammen mit Opioiden nachgewiesen. Schätzungen zufolge war Heroin im Jahr 2022 in der Europäischen Union an mehr als 1 800 Todesfällen beteiligt und ist nach wie vor die Droge, die in einigen westeuropäischen Ländern am häufigsten bei opioidbedingten Todesfällen nachgewiesen wurde. Im Vergleich zu Nordamerika spielen synthetische Opioide jedoch eine relativ geringe Rolle und entsprechen derzeit nur einem Bruchteil der in Nordamerika gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit dieser Klasse von Drogen. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Kanada herrscht derzeit eine gesundheitliche Notlage, die von synthetischen Opioiden, in erster Linie Fentanylderivaten, ausgelöst wurde. Die Situation in Europa unterscheidet sich hiervon stark. Obwohl eine gewisse Untererfassung wahrscheinlich ist, wurden Fentanylderivate im Jahr 2022 nur mit 163 Todesfällen in Verbindung gebracht.
Quelle und weitere Infos: EMCDDA