Am 6. Februar 2024 wurden von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) die jährlichen Drogenberichte („Epidemiologiebericht Sucht 2023“ und „Bericht zur Drogensituation 2023“) veröffentlicht. Demnach ist die Drogensituation in Österreich weitgehend stabil, die aktuellen Auswertungen würden jedoch laut Martin Busch, dem Leiter des Kompetenzzentrums Sucht an der GÖG, zeigen, dass sich Entwicklungen und Trends der letzten Jahre verfestigen „und uns zunehmend vor neue Herausforderungen stellen.“
So gab es erneut einen Anstieg bei tödlichen Überdosierungen illegaler Substanzen. Zudem bleibe Österreich ein Hochkonsumland von Alkohol. Besorgniserregende neue Entwicklungen gibt es auch im Bereich Nikotinkonsum: „Im Bereich der Tabakprodukte und verwandten Erzeugnisse ist speziell bei Jugendlichen eine zunehmende Verlagerung der Suchtproblematik hin zu neuen Nikotinprodukten zu verzeichnen.“, so Busch.
Nikotin:
Rauchen ist laut den aktuellen Berichten nach wie vor die am weitest verbreitete Sucht in Österreich. Etwa jede fünfte Person (21 Prozent) gibt an, täglich zu rauchen. Trotz eines Rückgangs des Zigarettenkonsums liegt Österreich noch immer leicht über dem europäischen Durchschnitt. Erfreuliche Tatsache: In den letzten Jahren ist insbesondere ein Konsumrückgang bei Jugendlichen zu verzeichnen. Bei den 15-Jährigen hat sich der Anteil der RaucherInnen seit 2003 mehr als halbiert (von 30 Prozent 2003 auf 12 Prozent 2019). Ein großes Potenzial gibt es auch in Sachen Rauchstopp. So denkt rund die Hälfte (51 %) der täglich Rauchenden darüber nach, mit dem Rauchen aufzuhören. Weitere zehn Prozent haben diesbezüglich bereits konkrete Pläne. Demgegenüber steht eine Zunahme beim Konsum von neuen Nikotinprodukten, wie Nikotinbeutel oder Einweg-E-Zigaretten („Vapes“). Diese vor allem für junge Zielgruppen interessanten Produkte werden immer häufiger konsumiert - laut aktuellen Schätzungen von etwa 8 Prozent der 15-Jährigen sogar täglich. Dadurch bestehe laut GÖG die Gefahr, dass der Anstieg bei den neuen Nikotinprodukten den Rückgang beim Zigarettenkonsum kompensiert und es künftig dadurch wieder mehr Menschen mit Nikotinabhängigkeit gibt.
Alkohol:
Jene psychoaktive Substanz, mit der in Österreich die meisten Menschen Erfahrungen machen ist aber nach wie vor der Alkohol. Etwa 15 Prozent trinken in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß, wobei laut GÖG ein solches Verhalten bei Männern fast doppelt so häufig feststellbar ist wie bei Frauen. Der häufigste Konsum erfolgt im Alter zwischen 40 und 70 Jahren. Erfreulich im Bereich Alkohol ist die langfristige Entwicklung. Der konsumierte Alkohol, die alkoholassoziierten Erkrankungen und Todesfälle sind seit Jahren rückläufig, auch bei Jugendlichen.
Illegale Drogen:
Im illegalen Bereich bleibt Cannabis die mit Abstand am häufigsten konsumierte Substanz. Dem Bericht zufolge beschränken sich die Konsumerfahrungen aber meist auf einen relativ kurzen Lebensabschnitt. Grund zur Sorge bereiten Daten aus dem Drug?Checking und aus Sicherstellungen. Diese würden laut GÖG auf einen Trend hinweisen, wonach in Österreich Cannabis zum Teil mit synthetischen Cannabinoiden versetzt werde. Der Konsum synthetischer Cannabinoide ist mit großen Gefahren verbunden. Eine Zunahme gibt es auch beim Kokainkonsum in Österreich – bei sinkenden Preisen und höherer Reinheit der Substanz.
Der mit den höchsten Risiken verbundene Drogenkonsum ist im Zusammenhang mit Opioiden (z.B. Heroin) zu verzeichnen, da hier zumeist ein Mischkonsum in Verbindung mit anderen legalen und illegalen Substanzen erfolgt. Das zeigen auch die tödlichen Überdosierungen, die im Jahr 2022 wieder gestiegen sind, von 235 auf 248. Dabei waren bei über 90 % der Todesfälle Opioide nachweisbar. Von Opioidabhängigkeit sind vorwiegend Männer (drei Viertel), Personen ab 25 Jahren (ca. 90%) und Menschen in Ballungszentren betroffen. Schätzungsweise 35.000 bis 40.000 Menschen in Österreich weisen einen risikoreichen Opioidkonsum auf, wobei sich über die Hälfte dieser Personen in drogenspezifischer Behandlung befindet, großteils in Opioid-Substitutionsbehandlung.
Fast alle verfügbaren Daten aus dem Drogenmonitoring (Opioidsubstitutionsbehandlungen, Daten aus Einrichtungen der Drogenhilfe, gesundheitsbezogene Maßnahmen, Anzeigen nach dem Suchtmittelgesetz, Spitalsentlassungen) weisen, trotz des Anstiegs der Todesfälle, laut den GÖG-Berichten auf eine relativ stabile Drogensituation in Österreich hin.
Die Berichte stehen unter www.goeg.at zum Download zur Verfügung.