MentalGenial
Aspekte psychischer Gesundheit

Acht zentrale Aspekte von psychischer Gesundheit

Die WHO beschreibt die psychische Gesundheit* als einen Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann. Für die konkrete Förderung von psychischer Gesundheit sind insbesondere die nachfolgenden Aspekte zentral. Im Methodenhandbuch finden sich zu allen Aspekten Ideen und Vorschläge für Einreichprojekte.

*synonym werden auch die Begriffe seelische, geistige, oder mentale Gesundheit bzw. mental health verwendet

Beziehungen spielen eine zentrale Rolle für die psychische und soziale Entwicklung junger Menschen.

Die Fähigkeit, zu Mitschüler*innen, Peers und Familienmitgliedern gesunde Beziehungen aufzubauen sind ein wichtiger Schutzfaktor für die psychische Gesundheit. Dabei steht eine positive Verbundenheit im Vordergrund, die Raum für offene Kommunikation und konstruktive Interaktion schafft.

Um tragfähige Beziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten, sind Kenntnisse über soziale Regeln sowie kommunikative und interaktive Fähigkeiten erforderlich. Der Erwerb dieser Kompetenzen erleichtert es jungen Menschen, bedeutsame und langfristige Beziehungen zu pflegen.

Soziale Kompetenzen unterscheiden sich von alltäglichen Verhaltensweisen dadurch, dass sie gezielt auf den Aufbau und die Pflege zwischenmenschlicher Verbindungen ausgerichtet sind. Im Gegensatz zum Selbstmanagement, das den Umgang mit eigenen Emotionen betrifft, konzentrieren sich soziale Kompetenzen auf die Fähigkeit, positive Beziehungen zu anderen Menschen zu gestalten.

Jugendliche stehen oft vor vielfältigen Herausforderungen – Leistungsdruck, soziale Dynamiken und durch die Pubertät ausgelöste hormonelle und körperliche Veränderungen können Stress verursachen. Stress kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einerseits kann er als Motivator dienen, der anspornt, sich Herausforderungen zu stellen und so das persönliche Wachstum fördern. Andererseits kann zu viel Stress zu gesundheitlichen Problemen, emotionaler Erschöpfung und Leistungsabfall führen. Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Stressfaktoren zu entwickeln und Schüler*innen dabei zu helfen, effektive Bewältigungsstrategien und Entspannungstechniken zu erlernen.

Das Körperbild, also die Wahrnehmung und Einstellung einer Person zu ihrem eigenen Körper, beeinflusst stark das psychische Wohlbefinden. Studien zeigen, dass ein negatives Körperbild mit höheren Raten von Depressionen, Angstzuständen und Essstörungen korrelieren. Besonders bei Jugendlichen, die sich in einer Phase intensiver körperlicher und emotionaler Entwicklung befinden, sind diese Zusammenhänge ausgeprägt. Mädchen erleben oft einen stärkeren Druck, gesellschaftliche Schönheitsideale wie Schlankheit oder bestimmte Körperproportionen zu erfüllen. Dieser Druck wird durch soziale Medien, die stark auf visuelle Inhalte fokussiert sind, weiter verstärkt.

Ein positives Körperbild bietet Schutz vor diesen psychischen Belastungen. Jugendliche mit einer gesunden Körperwahrnehmung zeigen höhere Selbstakzeptanz, bessere zwischenmenschliche Beziehungen und ein insgesamt stabileres emotionales Wohlbefinden. Der Fokus auf funktionale Aspekte des Körpers – wie seine Fähigkeit, Bewegung, Kreativität oder Gesundheit zu ermöglichen – kann dabei helfen, das Körperbild zu verbessern und den Druck zur Anpassung an unrealistische Ideale zu reduzieren.

Mit folgenden Strategien kann ein positives Körperbild gefördert werden:

  • Vielfalt betonen
    Kampagnen, die die Akzeptanz von Körpern unterschiedlicher Größen, Formen und Farben fördern, tragen dazu bei, das Spektrum an Schönheitsidealen zu erweitern.
  • Selbstakzeptanz stärken
    Psychologische Ansätze wie körperorientierte Achtsamkeit oder Selbstmitgefühl können helfen, das eigene Körperbild zu verbessern und die mentale Gesundheit zu stärken.
  • Unterstützende Gemeinschaften schaffen
    Der Aufbau von sozialen Netzwerken, die positive Werte wie gegenseitige Unterstützung und Vielfalt betonen, kann das Selbstbewusstsein stärken und negative Vergleiche minimieren.
  • Medienkompetenz fördern
    Jugendliche sollten lernen, kritisch mit Medieninhalten umzugehen und deren Authentizität zu hinterfragen. Aufklärung über Bildbearbeitung und die Inszenierung von Inhalten kann helfen, unrealistische Erwartungen zu relativieren (siehe auch Abschnitt „Adäquater Umgang mit digitalen sozialen Medien“).

In der Jugendzeit entwickeln sich Identität, soziale Beziehungen und die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten. Selbstwert und Selbstvertrauen spielen dabei eine zentrale Rolle für die psychische Gesundheit. Sie beeinflussen, wie Jugendliche Herausforderungen bewältigen, mit Stress umgehen und eine positive Lebensperspektive entwickeln.

Selbstwert: Die Grundlage für ein stabiles psychisches Wohlbefinden
Der Selbstwert beschreibt die Bewertung, die eine Person von sich selbst hat. Ein gesunder Selbstwert ist eng mit einem positiven Selbstbild verknüpft. Jugendliche mit hohem Selbstwert fühlen sich wertgeschätzt und akzeptiert, was sie widerstandsfähiger gegenüber sozialen und emotionalen Herausforderungen macht. Ein niedriger Selbstwert hingegen kann das Risiko für Depressionen, Angststörungen und selbstschädigendes Verhalten erhöhen.

Die Entwicklung des Selbstwerts wird stark von der sozialen Umgebung beeinflusst. Positive Rückmeldungen von Eltern, Lehrer*innen und Gleichaltrigen tragen dazu bei, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Gleichzeitig können negative Erfahrungen wie Mobbing oder Kritik das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigen.

Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit: Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten
Selbstvertrauen beschreibt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, bestimmte Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Es wirkt sich direkt auf das Verhalten und die Entscheidungsfindung aus. Jugendliche mit hohem Selbstvertrauen neigen dazu, Herausforderungen anzunehmen, neue Dinge auszuprobieren und Risiken einzugehen. Dies fördert nicht nur die persönliche Entwicklung, sondern auch den Aufbau sozialer Kompetenzen.
Ein Mangel an Selbstvertrauen kann hingegen zu Vermeidungsverhalten und Selbstzweifeln führen. Jugendliche, die sich ihrer Fähigkeiten nicht sicher sind, scheuen oft neue Erfahrungen aus Angst vor Versagen. Dies kann langfristig die persönliche und berufliche Entwicklung beeinträchtigen.

Selbstwert und Selbstvertrauen sind eng miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Ein hoher Selbstwert bildet die Grundlage für Selbstvertrauen, während Selbstvertrauen die Wahrnehmung der eigenen Fähigkeiten stärkt. Zusammen schaffen diese beiden Faktoren ein stabiles Fundament für die psychische Gesundheit.

Beispielsweise kann ein*e Jugendliche*r mit hohem Selbstwert und Selbstvertrauen besser mit schulischen Herausforderungen umgehen. Das Gefühl, durch Anstrengung Erfolg erzielen zu können, motiviert ihn*sir, auch schwierige Aufgaben anzugehen. Dies führt zu positiven Erfahrungen, die wiederum den Selbstwert und das Selbstvertrauen erhöhen.

Probleme bewältigen
Die Fähigkeit, Probleme strukturiert zu lösen, ist eine zentrale Kompetenz, die erheblich zur psychischen Gesundheit beiträgt. Sie ermöglicht es Menschen, Herausforderungen systematisch anzugehen, Stress effektiv zu bewältigen und langfristige Lösungen zu finden. Insbesondere bei Jugendlichen, die sich in einer Phase intensiver persönlicher und sozialer Entwicklung befinden, hat die Problemlösungsfähigkeit großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Resilienz.

Strategien zur Förderung von Selbstwert, Selbstvertrauen und Problembewältigung

  1. Positive Rückmeldung
    Eltern, Lehrer*innen und Gleichaltrige sollten gezielt positives Feedback geben, das die individuellen Stärken von Jugendlichen hervorhebt.
  2. Realistische Ziele setzen
    Jugendliche sollten ermutigt werden, erreichbare Ziele zu verfolgen, die ihnen Erfolgserlebnisse verschaffen und ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken.
  3. Strukturierte Methode zum Probleme lösen kennen und anwenden können
    Problemanalyse, unterschiedliche Lösungen sammeln, zusätzliche Informationen besorgen, Vor- und Nachteile jeder Lösung abwägen, für eine Lösung entscheiden und begründen, Lösung anwenden und bewerten.
  4. Selbstreflexion fördern
    Jugendliche können durch Tagebücher oder Gespräche ihre Erfolge und Fortschritte reflektieren, um ein realistisches Selbstbild zu entwickeln.
  5. Unterstützende Umgebungen
    Schulen und Gemeinschaften sollten sichere und wertschätzende Umfelder schaffen, in denen Jugendliche sich frei entfalten können.
  6. Vorbildfunktion
    Erwachsene sollten durch ihr eigenes Verhalten zeigen, wie man mit Herausforderungen umgeht und an sich selbst glaubt.

Die Fähigkeit, Probleme strukturiert zu lösen, ist eine zentrale Kompetenz, die erheblich zur psychischen Gesundheit beiträgt. Sie ermöglicht es Menschen, Herausforderungen systematisch anzugehen, Stress effektiv zu bewältigen und langfristige Lösungen zu finden. Insbesondere bei Jugendlichen, die sich in einer Phase intensiver persönlicher und sozialer Entwicklung befinden, hat die Problemlösungsfähigkeit großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Resilienz.

Psychische Gesundheitskompetenz beschreibt die Fähigkeit, den eigenen Gesundheitszustand und die Einflussfaktoren darauf zu verstehen. Dazu gehört die Fähigkeit, verschiedene Symptome/Anzeichen sich entwickelnden psychischen Störungen zu erkennen sowie die Faktoren und Warnsignale zu verstehen, die zu einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit führen können.

Eine zentrale Voraussetzung für psychische Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, erworbene Kenntnisse gezielt anwenden zu können. Dazu gehört auch das Wissen darüber, welche Angebote und Ressourcen im Bereich psychische Gesundheit in der eigenen Gemeinde verfügbar sind.

Stigmatisierung sowie Selbststigmatisierung gelten als zentrale Hindernisse für den Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung. Unsere Einstellung zu Menschen mit psychischen Störungen beeinflusst, wie wir auf sie reagieren. Eine negative Haltung, kann zu abwertenden Verhaltensweisen und Diskriminierung führen und verhindern, dass Hilfe in Anspruch genommen wird.

Der adäquate Umgang mit psychoaktiven Substanzen ist ein zentraler Aspekt der Gesundheitsförderung, der Suchtprävention und der Förderung der psychischen Gesundheit bei Jugendlichen.

In Österreich ist der Alkoholkonsum gesellschaftlich verankert, jedoch birgt er für Jugendliche erhebliche Risiken. Daher ist es wichtig, junge Menschen für die Gefahren des übermäßigen Alkoholkonsums zu sensibilisieren, sowie Risikokompetenz und die Reflexion des Konsumverhaltens zu fördern. Das Konzept der "Punktnüchternheit" betont die Notwendigkeit alkoholabstinenter Zustände in risikoreichen Situationen, insbesondere im Straßenverkehr und bei gefährlichen Tätigkeiten. Ein wichtiges Thema ist zudem die Sensibilisierung der Jugendlichen für die Auswirkungen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft auf das ungeborene Kind.

Tabakabhängigkeit stellt für Jugendliche eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar. Ein Zusammenhang mit anderen Aspekten der psychischen Gesundheit ergibt sich durch den Umstand, da Rauchen und der Konsum von Nikotinprodukten oft als Bewältigungsstrategie bei Stress und emotionalen Belastungen genutzt wird.

Aktuell sind besonders die „Neuen Nikotinprodukte“ bei den Jugendlichen auf dem Vormarsch. Die Prävention konzentriert sich darauf, den Einstieg ins Rauchen zu verhindern. Aufklärung und Reflexion sollen das Bewusstsein junger Menschen für die gesundheitlichen Risiken schärfen.

In einer Welt, in der digitale Technologien allgegenwärtig sind, spielen digitale Medien eine zentrale Rolle im Leben unserer Kinder und Jugendlichen. Besonders die exzessive Nutzung von Computerspielen und sozialen Medien können die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen beinträchtigen. Eine Reflexion der eigenen Mediennutzung und der möglichen psychischen und sozialen Auswirkungen der Interaktion in sozialen Medien ist aus diesem Grund ein wichtiger Beitrag für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. 

Regelmäßige körperliche Bewegung hat positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden - insbesondere bei Jugendlichen. In dieser Lebensphase, die von körperlichen, emotionalen und sozialen Veränderungen geprägt ist, spielt Bewegung eine zentrale Rolle bei der Förderung von Resilienz und mentaler Stabilität.

Körperliche Aktivität kann das seelische Wohlbefinden von Jugendlichen auf vielfältige Weise verbessern:

  1. Stressabbau
    Bewegung reduziert die Konzentration von Stresshormonen wie Cortisol und fördert die Ausschüttung von Endorphinen, die als "Glückshormone" bekannt sind. Dies ist besonders wichtig für Jugendliche, die in Schule und sozialen Beziehungen oft hohem Druck ausgesetzt sind.
  2. Verbesserung der Schlafqualität
    Regelmäßige Bewegung hilft, Schlafstörungen zu verringern und eine erholsame Nachtruhe zu fördern, was sich positiv auf die emotionale Belastbarkeit und kognitive Leistungsfähigkeit auswirkt.
  3. Angst- und Depressionsbewältigung
    Studien zeigen, dass körperliche Aktivität Symptome von Angst und Depression lindern kann. Für Jugendliche, die häufig mit Unsicherheiten und Selbstzweifeln kämpfen, bietet Bewegung eine natürliche Möglichkeit, ihre Stimmung zu stabilisieren.
  4. Stärkung des Selbstwertgefühls
    Jugendliche erleben durch Sport und Bewegung Erfolgserlebnisse, die ihr Selbstvertrauen und ihr Körperbild positiv beeinflussen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der gesellschaftliche und soziale Medien unrealistische Körperideale fördern.
  5. Förderung sozialer Interaktionen
    Gruppenaktivitäten wie Mannschaftssportarten oder Tanzkurse bieten Jugendlichen die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu entwickeln, Freundschaften zu schließen und sich als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen.
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