Am 6. Juni 2016 wurde in Berlin von einem Expertenteam, das sich aus Vertretern der deutschen AIDS-Hilfe sowie des akzept- und JES-Bundesverbands zusammensetzt, der dritte Alternative Drogenbericht vorgestellt. Die Experten üben darin scharfe Kritik an der derzeitigen Drogenpolitik der Bundesrepublik und fordern eine Überarbeitung des deutschen Betäubungsmittelgesetzes. „Weder die Bundesregierung noch ihre Drogenbeauftragte geben auf die brennenden Herausforderungen in der Drogenpolitik zeitgemäße und wissenschaftlich fundierte Antworten. Auf viele Fragen antworten sie sogar überhaupt nicht.“ sagte Suchtforscher Heino Stöver, einer der Herausgeber des Berichts, bei der Präsentation. Immer mehr Drogentote, verschwendete Milliarden für die Strafverfolgung von Cannabis-Konsumenten sowie anhaltend hoher Tabak- und Alkoholkonsum seien die drei wesentlichen Beispiele für das Versagen der Politik.
Die in der Drogenhilfe aktiven Verbände und Experten fordern einen Kurswechsel in der Drogenpolitik. Die bisherigen restriktiven Gesetze verhinderten den Konsum verbotener Substanzen nicht. Stattdessen führten die Strafverfolgung von Drogenkonsumenten und ein Mangel an Hilfsangeboten zu einem Anstieg des Drogenkonsums und zu mehr Drogentoten. Auch binde die aktuelle Drogenpolitik immense Ressourcen in der Justiz und bei der Polizei. Es gehe jedoch nicht um eine generelle Drogenfreigabe, sondern darum, mehr Kontrolle zu erlangen und Schäden zu reduzieren, erklärten die Verbände.
Der dritte alternative Drogenbericht ist eine Sammlung von Fachbeiträgen, die sich mit der aktuellen Drogenpolitik auseinandersetzten. Einer der Beiträge wurde von Seifried Seyer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Suchtprävention, verfasst. Er beschäftigt sich in seinem Essay mit dem Thema „Vereinnahmende Ausgrenzung der Sucht? Versuch über das imaginäre Subjekt des neurobiologischen Krankheitsparadigmas“.
Quellen und weiterführende Links:
"Alternativer Drogenbericht" als Download: alternativer-drogenbericht.de
Artikel auf "Zeit Online": Drogenpolitik? Eine Katastrophe!
Artikel "WirtschaftsWoche": Es herrscht Stillstand in der deutschen Drogenpolitik
Artikel "Augsburger Allgemeine": Neue Drogenpolitik - Verbände fordern Kurswechsel in Drogenpolitik