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QUELLE: http://www.praevention.at

05.01.2018

Illegales Automatenglücksspiel in Oberösterreich

Glücksspielautomaten verfügen über hohes Suchtpotenzial. (Bild: @ Euqirneto / fotolia)

Die Finanzpolizei hat laut eigenen Angaben (Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage) im Jahr 2017 in ganz Österreich 942 Razzien gegen illegales Automatenglücksspiel durchgeführt. Dabei wurden 918 Strafanträge gestellt. Oberösterreich liegt in dieser Bilanz mit 416 Strafanträgen an der Spitze. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, entfallen von den rund 131 Millionen an Geldstrafen alleine 48 Millionen auf Oberösterreich. Das Automatenglücksspiel ist in Österreich in den meisten Bundesländern erlaubt, konkret in den teilstaatlichen Casinos Austria sowie in Lokalen, die über eine entsprechende Bundesländerkonzession verfügen. Die meisten davon besitzt der niederösterreichische Novomatic-Konzern.

Ein Grund für die hohen Zahlen an Strafanträgen in Oberösterreich seien die häufigen Kontrollen, sagte der stellvertretende Landespolizeidirektor Oberösterreichs, Mag. Erwin Fuchs, im Dezember gegenüber dem ORF. Oberösterreichs Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek (FPÖ) sprach sich für eine Gesetzesänderung aus: In seiner derzeitigen Form biete das Gesetz zu viele Schlupflöcher, um illegales Glücksspiel effizient zu unterbinden. Ein Totalverbot des Automatenglücksspiels sei jedoch keine relevante Alternative, da ein solches Verbot erfahrungsgemäß sämtliche potenziellen Anbieter in die Illegalität treibe.

Derzeit sind in Österreich Verstöße nach dem Glücksspielgesetz ein Verwaltungsdelikt. Es gibt keine Haftstrafen. Die Geldstrafen (im Wiederholungsfall bis zu 60.000 Euro) sind meist wenig abschreckend. Einerseits sind die Einnahmen durch die Automaten sehr lukrativ (im Schnitt 100.000 Euro pro Jahr). Andererseits seien laut Berichten die Strafen oft gar nicht einzuheben, da die Betreiberfirmen im Ausland ihren Sitz haben. Zudem würden beschlagnahmte Geräte innerhalb kurzer Zeit durch neue ersetzt, wie auch ein aktueller Bericht im Kurier anschaulich vor Augen führt.

Das Automatenglücksspiel besitzt hohes Suchtpotenzial, da sie u.a. eine sehr schnelle Spielabfolge mit schneller Gewinn- und Verlustentscheidung haben. Eine Hauptrisikogruppe beim Automatenspiel sind junge männliche Erwachsene mit einem Pflichtschulabschluss als höchste Ausbildung und geringem Einkommen, wie Institutsleiter Christoph Lagemann gegenüber dem ORF OÖ beschreibt. In Österreich weisen schätzungsweise etwa 64.000 Personen ein problematisches oder pathologisches Spielverhalten auf. Wenn Glücksspiel zur Sucht wird, hat dies gravierende Folgen, nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für die Angehörigen. Neben den negativen Auswirkungen auf die Beziehungen, die oft auf Lügen und Ausreden aufbauen, belasten vor allem die finanziellen Schwierigkeiten: Schulden bedeuten ständige Auseinandersetzungen mit Geldgebern, Banken und Vermietern und führen auch die Angehörigen an die Grenzen ihrer Kräfte.


Weiterführende Informationen:

Informationen zum Thema Glücksspielsucht auf praevention.at

Fernsehbericht ORF OÖ (4.1.2018):
Keine Handhabe bei illegalem Glücksspiel (abrufbar bis 11.1.2018)

Berichte ORF ON:
Zu milde Strafen für illegales Glücksspiel

OÖ ist die Hochburg des illegalen Glücksspiels

OÖ Nachrichten:
300 Kilo Betonblöcke gegen illegales Glücksspiel

Berichte Kurier:
Illegales Glücksspiel: "Das ist organisierte Kriminalität"
Illegales Glücksspiel – die Millionäre im Hintergrund