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QUELLE: http://www.praevention.at

22.03.2018

Gekipptes Rauchverbot: Schaden für Jugendschutz und Prävention

Seit heute ist es auch formell beschlossen: Das für Mai 2018 geplante völlige Rauchverbot in der Gastronomie wird es nicht geben. Mit den Stimmen der Regierungsparteien ÖVP und FPÖ wurde das bereits beschlossene Gesetz rückgängig gemacht. Beschlossen wurde im Gegenzug ein Verkaufsverbot für Zigaretten an Unter-18-Jährige. Dieses soll aber erst 2019 in Kraft treten. Verboten wird künftig auch das Rauchen in Fahrzeugen, sofern sich Personen unter 19 Jahren darin befinden. (siehe beispielsweise ORF.ON: orf.at/stories/2431237/2431231)

Suchtprävention - kein Feigenblatt der Politik

Als Konsequenz dieser Entscheidung wird die Österreichische ARGE Suchtvorbeugung, ein Zusammenschluss aller österreichischen Fachstellen für Suchtprävention der österreichischen Bundesländer, derzeit keine Verhaltensprävention als Begleitmaßnahmen zum Jugendschutz umsetzen. Eine einschlägige Zusammenarbeit war im parlamentarischen Gesundheitsausschuss seitens der von der ÖVP geladenen Expertin proklamiert worden. „Ernsthaft oder gar nicht“, erklärt Christoph Lagemann, Obmann der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung: „Prävention und Jugendschutz dürfen nicht das Feigenblatt der Politik sein. Wir lassen uns nicht vor den Karren spannen, um das Kippen des Rauchverbots nicht ganz so negativ aussehen zu lassen. Denn es ist und bleibt aus Sicht der Suchtprävention negativ, was die Regierung hier vorhat.“

Rauchverbot-Aus schadet der Prävention

Denn Suchtprävention für Kinder und Jugendliche muss auch bei den Erwachsenen ansetzen. Nur Kinder und Jugendliche im Fokus zu haben, ist dementsprechend zu wenig. Es sind die Erwachsenen, die die Normen in einer Gesellschaft vorgeben und leben. In dieser Gesellschaft wachsen unsere Kinder und Jugendliche auf. „Es ist unsere Verantwortung und Pflicht als Erwachsene, mit gutem Beispiel voran zu gehen und ein Vorbild zu sein. Das bedeutet, dass das Gesetz keine Ausnahmen beim Rauchverbot bei Erwachsenen zulassen darf und das absolute Rauchverbot umgesetzt werden muss“, so Lagemann.

Das Rauchverbot in der Gastronomie führt dazu, dass auch zuhause weniger geraucht wird, wie Studien aus anderen Ländern aufzeigen. Selten ist etwas so gut belegt wie die positive Wirkung des Rauchverbots auf die Bevölkerung. Darf in der Gastronomie weiterhin geraucht werden, so zeigt dies jungen Menschen hingegen die „Normalität des Rauchens“. Es signalisiert ihnen auch, Rauchen sei gesundheitlich bedenkenlos. Aber das Gegenteil ist der Fall: Tabak ist eine Substanz mit einem extrem hohen Schädigungspotenzial: Sie kann krank und abhängig machen.

„Wir als österreichische Suchtprävention müssen es klipp und klar sagen: Das Kippen des Rauchverbots schadet der Jugend, der Gesundheit und der Prävention“, erklärt Lagemann.

Jugendschutz und Schulprojekte kompensieren nicht Das Anheben des Jugendschutzes vor Tabak auf 18 Jahre beurteilt die Suchtprävention zwar positiv, sie warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen: „Das allein wird nicht viel bringen. Niemals ist es eine Wiedergutmachung für das gekippte Rauchverbot.“ Starke präventive Wirkung habe die Anhebung des Jugendschutzes vor Tabak nur in jenen Ländern gezeigt, die gleichzeitig auch rauchfreie Gastronomie eingeführt haben oder die Tabaksteuer deutlich anhoben. Beides hat die österreichische Regierung leider nicht vor.

11 Argumente der Suchtprävention, warum Österreich ab 1. Mai 2018 endlich ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie braucht:


1. Tabak ist eine Substanz mit extrem großem Schädigungspotenzial. Daher bedarf sie besonderer Regelungen. Regelungen müssen sich am Potenzial der Gefährdungen und Schädigungen orientieren.

2.  Österreich hat im internationalen Vergleich nur wenige strukturelle Maßnahmen im Bereich der Tabakprävention.

3.  Das Rauchverbot bessert die Gesundheit des Gastronomie-Personals.

4.  Es gibt infolge des Rauchverbots kein „Wirte-Sterben“, sondern eine gleich hohe Fluktuation wie sonst auch in der Gastronomie.

5.  Die Bevölkerung akzeptiert das Rauchverbot gut – die Akzeptanz steigt nach Einführung sogar weiter an.

6. Das Rauchverbot unterstützt die Tabakprävention.

7.  Das Rauchverbot unterstützt die, die mit dem Rauchen aufhören wollen oder gerade aufgehört haben.

8. Das Rauchverbot führt dazu, dass auch zuhause weniger geraucht wird.

9.  Mittelfristig wird durch ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie die Bevölkerung gesünder.

10.   Drei Jahre Übergangsfrist sind genug.

11.   Rauchverbote mit Ausnahmen sind unklar, für alle Seiten unbefriedigend und wenig wirksam.

 

Stellungnahme der Österreichischen ARGE Suchtvorbeugung