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QUELLE: http://www.praevention.at

24.11.2017

Bericht zur Drogensituation in Österreich

Positive Tendenz: Kontinuierlicher Rückgang der Anzahl junger Personen mit Opioid-Problematik (Quelle: GÖG)

Die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) hat am 22. November 2017 ihren jährlichen "Bericht zur Drogensituation in Österreich" veröffentlicht. Dieser Bericht wird jedes Jahr im Auftrag der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) und des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen erstellt und befasst sich mit illegalen Drogen. In diesem Papier werden unterschiedliche Erhebungen zum Drogenkonsum aus Österreich zitiert und die Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert.

Keine wesentlichen Veränderungen bei Cannabis

Die am häufigsten konsumierte illegale Droge ist – wenig überraschend – Cannabis, wobei sich laut Drogenbericht 2017 anhand der verfügbaren Daten in der Gesamtbevölkerung bzw. bei Jugendlichen derzeit keine wesentlichen Veränderungen feststellen lassen. Je nach Fragestellung (jemals im Leben konsumiert, im letzten Jahr konsumiert, im letzten Monat konsumiert) und Altersgruppe reichen die Konsumraten bis zu 40 %.Für die Altersgruppe der 15– bis 64-Jährigen ergibt sich laut der letzten österreichweiten Befragung (2015) derzeit ein Anteil von etwa 24 Prozent, die zumindest einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert haben. Die Konsumerfahrungen mit Cannabis beschränken sich jedoch meist auf eine kurze Zeitspanne. Das zeigen die großen Unterschiede zwischen Lebenszeitprävalenz (zumindest einmal im Leben probiert) und der Monatsprävalenz (in den vergangenen 4 Wochen zumindest einmal konsumiert). Laut dem vom Institut Suchtprävention in Linz veröffentlichten „Drogenmonitoring Oberösterreich“ (2016) gibt es in OÖ beispielsweise eine Monatsprävalenz von drei Prozent unter den 15- bis 59-Jährigen.

Was den risikoreichen Cannabiskonsum betrifft ist laut GÖG-Bericht 2017 seit dem Jahr 2010 der Anteil der Erstpatienten/-patientinnen mit ambulanter Betreuung durch Einrichtungen der Suchthilfe mit Leitdroge Cannabis gestiegen. Im Jahr 2016 befanden sich etwa 2.200 Personen aufgrund ihres Cannabiskonsums in Betreuung einer Einrichtung der Suchthilfe. Bei den Spitalsentlassungen im Jahr 2015 kommen laut Bericht der schädliche Gebrauch von Cannabis (51 Fälle), psychotische Störungen durch Cannabinoide (107) und Cannabisabhängigkeit (83 Fälle) als Hauptdiagnose sehr selten vor. Betrachtet man Haupt- und Nebendiagnosen zusammen, ergeben sich für schädlichen Gebrauch von Cannabis 1.251 Fälle, für psychotische Störungen 154 Fälle und für Abhängigkeit 645 Fälle.

Stimulanzien (Aufputschmittel): Rückgang bei Crystal Meth in OÖ

Nur ein sehr kleiner Teil der Allgemeinbevölkerung hat laut dem jüngsten Drogenbericht jemals Erfahrungen mit den Stimulantien Ecstasy, (Meth)Amphetamine oder Kokain gemacht. Betrachtet man die Anzeigenstatistik so ist Kokain ist jenes Stimulans, auf das sich die meisten Anzeigen beziehen, gefolgt von Amphetamin, Ecstasy und Methamphetamin (Crystal Meth). 31 Prozent der Anzeigen zu Methamphetamin erfolgten im Jahr 2016 in Oberösterreich, was einer deutlichen Reduktion gegenüber dem Vorjahreswert von 45 % entspricht. Für Österreich insgesamt ist sowohl die Anzahl der Anzeigen zu Methamphetamin als auch der Anteil der Methamphetamin-Anzeigen an allen SMG-Anzeigen gesunken.


Heroin und andere Opiode: Weniger junge Neueinsteiger

Aktuelle Schätzungen für die Jahre 2014 bzw. 2015 machen eine Prävalenzrate von 29.000 bis 33.000 Personen mit risikoreichem Opiatkonsum – in den meisten Fällen im Rahmen des polytoxikomanen Konsums – für Gesamtösterreich plausibel. Somit wären etwa fünf Personen pro 1.000 Österreicher/innen (0,5 %) in der Altersgruppe 15- bis 64-Jährige von dieser Problematik betroffen. Bei den in Österreich sichergestellten Opioiden handelt es sich in erster Linie um Heroin und suchtgifthältige Medikamente - größtenteils Substitutionsmittel (BMI 2017). Im Jahr 2016 erfolgten 2.077 Anzeigen nach dem SMG wegen Heroins und anderer Opiate und 1.186 Anzeigen wegen suchtgifthältiger Medikamente. Positiv ist die Tatsache, dass immer weniger junge Menschen zu Heroin und anderen Opioiden greifen.

Neue psychoaktive Substanzen (NPS) kaum Thema

Laut GÖG-Bericht 2017 spielen NPS in Österreich, im Gegensatz zu Nachbarländern, wie z. B. Ungarn, eine eher untergeordnete Rolle. Die wenigen verfügbaren Daten aus Bevölkerungsbefragungen sprechen für eine sehr niedrige Prävalenz des NPS-Konsums in der Allgemeinbevölkerung. Laut den aktuellsten verfügbaren Daten (2016) liegt die Lebenszeitprävalenz in der Gesamtbevölkerung (ab 15 Jahren) unter einem Prozent.

Anzahl der Drogentoten gestiegen

Der Jahresbericht zur Drogensituation 2017 gibt an, dass für das Jahr 2016 auf Basis der Obduktionsbefunde 146 tödliche Drogenüberdosierungen verzeichnet wurden. Weitere 19 Todesfälle ohne Obduktion gehen höchstwahrscheinlich auf eine Überdosierung zurück. In Summe wird daher für das Jahr 2016 von 165 Todesfällen aufgrund von Drogenüberdosierung ausgegangen. Im Jahr 2015 waren es 153 Fälle. Die Anzahl drogenbezogener Todesfälle war somit im Jahr 2016 im Vergleich zu den Jahren 2013, 2014 und 2015 höher. Die zentrale Rolle bei den drogenbezogenen Todesfällen spielt in Österreich der polytoxikomane Drogenkonsum (mehrere Substanzen werden gleichzeitig konsumiert) mit Beteiligung von Opiaten. Aktuell konsumieren zwischen 29.000 und 33.000 Personen risikoreich Opioide - meist in Kombination mit anderen illegalen Drogen, Alkohol oder Psychopharmaka. Etwa die Hälfte dieser Personen lebt in Wien. Drogensucht tritt nach wie vor in Ballungszentren häufiger auf als in ländlichen Gebieten.

Betrachtet man die Infektionsraten zeigt sich deutlich, dass vor allem Hepatitis C bei intravenös (i.v.) Drogenkonsumierenden ein gravierendes Problem darstellt (bis zu 83%). Die Zahlen zur HIV-Prävalenz bewegen sich bei dieser Gruppe im Zeitraum der letzten zehn Jahre hingegen auf niedrigem Niveau (bis 4%).

 

Quellen und weiterführende Infos:

BMGF - Download: Bericht zur Drogensituation 2017

Bericht DerStandard.at: Junge greifen immer seltener zu Opiaten und Zigaretten

Bericht ORF ON: Weniger junge Neueinsteiger