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QUELLE: http://www.praevention.at

10.12.2018

Punsch gegen Herbstblues und Winterdepression?

Alkohol ist kein adäquates Mittel zur Stimmungsaufhellung. Wer sich dauerhaft besser fühlen will, sollte an den Ursachen der jahreszeitlich bedingten Antriebslosigkeit arbeiten.

Die Tage werden kürzer, der Wecker klingelt im Dunkeln und auch auf dem Nachhauseweg von der Arbeit ist es bereits wieder finster. Das fehlende Licht und die Kälte haben auch Auswirkungen auf die Psyche. Alljährlich leiden etwa 5 Prozent der Bevölkerung, davon 75 Prozent Frauen, unter dem so genannten „Seasonal Affective Disorder-Syndrom“, kurz SAD. Diese Sonderform der affektiven Störungen ist im internationalen Klassifikationsschema ICD 10 den rezidivierenden depressiven Störungen zugeordnet. Neben den typischen depressiven Symptomen wie bedrückte Stimmung, Ängstlichkeit und vermindertes Energieniveau, kommen – im Gegensatz zur saisonal unabhängigen Depression – auch die Verlängerung der Schlafdauer, verstärkter Appetit auf Süßigkeiten und Gewichtszunahme dazu.

Die Ursache für die depressive Episode sehen viele Wissenschaftler/innen in einem gestörten Serotonin-Melatonin-Stoffwechsel. Ist es dunkel, produziert der Körper Melatonin, ein Hormon, das beruhigend wirkt und müde macht. Sonnenlicht hemmt die Produktion von Melatonin und macht uns daher wacher und aktiver.

Einige Expertinnen und Experten argumentieren aber auch, dass die jahreszeitlichen Schwankungen ursprünglich durchaus Sinn machten und für das Überleben bedeutend waren. Der Organismus rüstet sich durch mehr Schlaf (Ressourcenschonung) und Gewichtszunahmen für die kalten, dunklen Wintermonate.

Was tun gegen die Winterdepression?

Nicht jede Depression im Winter ist durch Lichtmangel bedingt und bessert sich, wenn die Tage wieder länger und heller werden. Um aus einer Depression herauszufinden, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Aber auch nicht jede depressiv verstimmte Phase ist wirklich eine Winterdepression. Bei leichten Formen können schon folgende Tipps helfen:

  • Halten Sie sich möglichst viel bei Tageslicht im Freien auf. Besonders effektiv ist es, dem Körper gleich am frühen Morgen mit Licht zu signalisieren, dass nun Aktivität gefordert ist.
  • Ergänzend können auch Tageslichtlampen (mindestens 2.500 Lux) zum Einsatz kommen. Wichtig ist, dass das Licht direkt auf die Netzhaut trifft und nicht durch z.B. Sonnenbrillen abgeschwächt wird.
  • Bewegung im Freien: neben den positiven Effekten durch die Bewegung bietet selbst ein bewölkter Winterhimmel bis zu 10.000 Lux.

 

Darüber hinaus:

  • Probieren Sie Präparate aus Johanniskraut – diese werden von jeher als Stimmungsaufheller eingesetzt.
  • Treffen Sie Menschen, die Ihnen gut tun. Bleiben Sie nicht alleine.
  • Richten Sie Ihre Gedanken auf Positives und etablieren Sie Stopp-Rituale, wenn die negative Gedankenspirale zu laufen beginnt.
  • Ist eine ursächliche Behandlung nicht ausreichend, können Antidepressiva wie z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Symptome behandeln.


Alkohol ist trotz seiner angstlösenden und stimmungsaufhellenden Wirkung kein adäquates Mittel gegen Depressionen. Im Gegenteil: Alkohol wirkt in höherer Dosierung depressionsauslösend und depressionsvertiefend. Diese Wechselwirkung kann in einen regelrechten Teufelskreis führen. Mit Blick auf die hohe Komorbidität von Depression und Alkoholabhängigkeit, wird das noch deutlicher. 57% der alkoholabhängigen Männer und 94% der alkoholabhängigen Frauen leiden unter „sekundärem Alkoholismus“. Bei ihnen waren zuerst psychische, körperliche oder soziale Probleme vorhanden (Primärproblematik), die in Form von Selbstmedikation mit Alkohol zu bewältigen versucht wurden. Erst dann hat sich als Sekundärproblematik die Alkoholabhängigkeit entwickelt. Erfüllt der Alkoholkonsum über längere Zeit eine Funktion - beispielsweise trinken, um sich besser zu fühlen oder entspannen zu können - ist Vorsicht geboten.

Depressionen stellen eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühpensionierungen dar. Die Anzahl der Krankenstandstage aufgrund von psychischen Erkrankungen hat sich seit 2007 mehr als verdoppelt. Am Arbeitsplatz können schon frühe Anzeichen von psychischen Belastungen wahrgenommen werden. Signalisieren Sie als Kollege/in oder Vorgesetzte/r Interesse und vermitteln Sie wenn nötig professionelle Hilfe. So wird das eingebettet-Sein in ein Team und die Bestätigung durch die berufliche Tätigkeit zu einer stützenden Struktur, um depressive Phasen positiv zu bewältigen.


Hilfseinrichtungen:

 

Text: Mag. Rosmarie Kranewitter-Wagner

Foto: Pixabay.com lizenziert unter CC0 Public Domain