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23.05.2017

Problematischer Alkoholkonsum am Arbeitsplatz: Was sind die Ursachen?

Bildquelle: fotolia

Neben individuellen Ursachen für einen problematischen Umgang mit Alkohol - jede/r Arbeitnehmer/in  bringt einen persönlichen "Rucksack" an Risikofaktoren mit – hat auch der Arbeitsplatz an sich einen Einfluss darauf, wie Beschäftigte Alkohol konsumieren.


Ursachen für Alkoholkonsum am Arbeitsplatz können sein:

  • Stress:
    Stress entsteht durch ein Ungleichgewicht aus Anforderungen und Ressourcen. Alkohol und andere Substanzen dienen in diesem Fall dem coping (Bewältigung von Anforderungen) oder dem doping (Leistungssteigerung). Vor allem bei Menschen, die sich angewöhnt haben, in der Freizeit mit Alkohol zu entspannen, können arbeitsbezogene Stressfaktoren Alkoholkonsum am Arbeitsplatz begünstigen. Stressauslöser können auf der Ebene der Arbeitsorganisation liegen – z.B. Schichtarbeit, Mangel an Selbstbestimmungsmöglichkeiten, Langeweile, hoher Druck oder auf der Ebene des Managements – z.B. Mangel an Kommunikation und Anerkennung, unklare Aufgabenstellungen oder unrealistische Ziele.

  • Konsumkultur im Betrieb:
    Wenn das Seidel Bier in der Mittagspause dazugehört, Restalkohol in der Früh ein Kavaliersdelikt ist oder Abstinenz ins soziale Out führt, ist Alkohol Teil der Kultur eines Unternehmens. In alkoholfreudigen Betrieben wird selbstredend mehr konsumiert.

  • Leichte Verfügbarkeit:
    Verkauf von Alkohol in der Kantine, gut gefüllte Teamkühlschränke, „Kofferraumverkauf“ am Parkplatz – all das erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Alkoholkonsums während der Arbeit.

  • Arbeitsplatzbeschaffenheit:
    Einzelarbeitsplätze, Nachtarbeit, Repräsentation bei gesellschaftlichen Events, Hitze und Staub oder schwere körperliche Tätigkeit führen zu mehr Alkoholkonsum. Körperliche Anstrengungen führen zwar zu erhöhtem Flüssigkeits- und Energiebedarf, Alkohol ist jedoch nicht als Durstlöscher geeignet, sondern entzieht dem Körper sogar Flüssigkeit. Die Risiken für Alkoholkonsum während der Arbeitszeit sind im Gast- und Baugewerbe am höchsten, aber auch Personen in anderen „Kontaktberufen“  wie Vertreterinnen, Polizisten, Journalistinnen oder körperlich anstrengenden Berufen wie Landwirtschaft oder Lagerarbeit, greifen eher während der Arbeitszeit zum Glas. 

  • Fehlmeinungen zur Substanz Alkohol:
    Trotz der hohen Präsenz von  Alkohol in Österreich halten sich manche Mythen hartnäckig: Bier als idealer Durstlöscher, Schnaps hilft der Verdauung, Most ist ja nicht wirklich Alkohol… solche Zuschreibungen verstellen den Blick auf die tatsächlichen Wirkungen der Substanz Alkohol und begünstigen den Konsum in unpassenden Situationen wie z.B. am Arbeitsplatz.

 

Was können Unternehmen, Organisationen tun, um Ursachen für den Konsum von Alkohol am Arbeitsplatz zu beheben?

 

  • Information und Sensibilisierung für die gesamte Belegschaft
  • Klare Regeln – Alkohol und Arbeit passen nicht zusammen
  • Betriebliche Risikofaktoren abbauen und Schutzfaktoren aufbauen  – Verfügbarkeit einschränken, gesundes Führen, Mitarbeiter-Partizipation bei Fragen der Arbeitsorganisation,…
  • Ehrliche Reflexion: Lebe ich als Führungskraft das vor, was ich mir von meinen Mitarbeiter/inne/n erwarte?


Aus Präventionssicht erfreulich ist der Trend, dass das Thema „Alkoholkonsum am Arbeitsplatz“ nicht mehr so tabuisiert ist wie früher. Immer mehr Unternehmen sehen betriebliche Suchtpräventionsprogramme als unverzichtbaren Teil des Gesundheits- und Sicherheitsmanagements.

   
Weiterführende Informationen zur Einführung betrieblicher Suchtpräventionsprogramme:

Angebote des Instituts Suchtprävention zur Betrieblichen Suchtprävention

Weiterführende Quellen zum Thema Alkoholkonsum am Arbeitsplatz:
www.alkoholamarbeitsplatz.ch

Factsheet „Alkohol am Arbeitsplatz“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. 2014

 

Text: Mag. Rosmarie Kranewitter-Wagner

Bildquelle: fotolia